Auch schon lange vor der Gründung einer Narrenzunft war die Fasnet in Schlatt heimisch. In die Zeit vor den Zweiten Weltkrieg fällt die Tradition der Bären und Bärentreiber. Dabei trafen sich die jungen Männer des Dorfes, die sogenannten „Ledigen“, in einer Scheune, um sich als Bären und Bärentreiber auszustaffieren. Den Bären wurden Arme, Füße und Leib mit ausgedroschenem Stroh dick eingebunden. Über den Kopf des „Bären“ wurde ein Sack gestülpt und um seine Hüfte ein dicker Strick gebunden. Diesen hielt der Bärentreiber in der Hand, um seinen Bären zu führen. Die Bärentreiber kamen auch – sofern ihnen dies erlaubt wurde – in die Stube der Schlatter Bürger und trieben dort ihre Späße. Entsprechend sah der Fußboden dann aus und die Hausfrau musste ganz schön viel Stroh weg kehren. Jedes Mal begleiteten diese Bärentreiber eine lustige Schar junger Leute, die einen geflochtenen Korb mit Spreu mitführte. In diesen wurden die bei der Einwohnerschaft gesammelten Eier gelegt, die die Bären für ihren Umtrieb, ihre lustigen Sprünge und Tänze sowie für ihren Schabernack erhielten. Am Schluss des Tages traf sich die fidele Gesellschaft dann in einer Wirtschaft des Dorfes, wo der Wirt die gesammelten Eier als Rühr- und Spiegeleier zubereitete.

Gerne erinnert sich die ältere Generation an die Haus- und Vereinsbälle in den Schlatter Wirtschaften. Die „Rose“, der „Schützen“, das „Lamm“ und die „Sonne“ waren bei diesen Fasnets-Hausbällen immer „gerammelt“ voll und die Musikkapellen bestanden zumeist aus Schlatter Musikanten. Unvergessen sind beispielsweise auch die Hochzeiten, die die Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins in den Schlatter Wirtschaften durchgeführt hat. Die Hochzeitsgesellschaft hatte optisch große Ähnlichkeit mit einer Gruppe von Zigeunern, die Braut und der Bräutigam waren natürlich typisch gekleidet. Es ging bei diesen Veranstaltungen hoch her und die Teilnehmer erlebten Fasnetsatmosphäre pur. Des öfteren zogen einzelne Gruppen auch durch die Ortschaft und trieben dabei ihr Unwesen, so dass der „Maschger“ in Schlatt sehr lange Wurzeln hat. Noch vor etwa zwanzig Jahren zog der Turn- und Sportverein mit Traktor und Wagen durch die Schlatter Straßen (Motto: Die TSV-Terroristen sind los) – die Schlatter Straßenfasnet hat also ebenfalls eine lange Tradition.